Blog der ravenden Gesellschaft
Montag, 20. April 2009
Perlen der Popmusik (II).
Microwave Prince. Mit "I Need Your Love" ein 90er-Jahre-Raveact, wie er im Buche steht: Arpeggios, mächtig Tempo, vorhersehbar und mit einem dümmlichen Video, in den ein paar Frauen - immerhin angezogen - sinnfrei rumtanzen:



Alles recht nett und auf dem Classic-Floor der Nature One sicher auch ganz unterhaltsam.

Warum der ein Fall für die "Perlen der Popmusik" ist? Weil er - quasi zum geschmeidigen Wochenausklang - auch exzellenten, meditativen Ambient kann:



P.S.: Ja, ich war etwas schreibfaul - künftig gibt's hier aber wieder mehr zu lesen. Erzählenswerte Anekdoten habe ich jedenfalls genug...

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Sonntag, 4. Januar 2009
Sabato sera alla discoteca (II).


Nicht viel ist geboten in der nachsilvesterlichen Ödnis, in der Zeit - in der sich das Jahr noch frisch und unschuldig anfühlt und die Angst, es in dem jungen Ding schon gleich gar zu wild zu übertreiben, mit Händen zu greifen ist. Eine Zeit, Sachen jenseits der großen Namen auszuprobieren, mal wieder in die Liga, zu so obskuren Sachen wie Rico Suave zu gehen.

"With the weight of the ‘70s on their shoulders Stephen, Rico Suave & Zoloft came up with an ‘old new’ idea. The time was right for spreading disco alongside other colours of music." kündet die Myspace-Seite, und man ist geneigt, jedes einzelne Wort zu unterschreiben. Und eine Ahnung davon zu kriegen, wie es sich angefühlt haben muss, damals, zur Zeit von Giorgio Moroder und den Musicland-Studios, als ganz München unter einer großen Discokugel zu tanzen schien. Da darf die Liga-Tanzfläche dann auch mal länger geputzt werden...

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Samstag, 22. November 2008
Perlen der Popmusik (I).
Der Schutzgeist, der alte Schlingel, meinte letztens, ein besonders schönes Beispiel einer Mittneunziger-Hardcoreperle ausgegraben zu haben. Und der Kaffchris kommentierte, nun doch gleich "nen Freund der digitalen Verwaltung alles möglichen an Elektronischem" konsultieren zu müssen, was denn der noch so auf der Platte schlummern habe. Hat er zwar bis jetzt noch nicht gemacht, aber was solls...

So denn, lieber Schutzgeist, "Silke" und Ilsa Gold kennt ja wohl mal jeder, aber was ist denn mit dieser Perle der Technomusik:



Schee, ge?

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Dienstag, 22. April 2008
Meisterabstieg.


Es gab mal eine lange, lange Zeit, da war Sven Väth der nahezu unangefochtene König des deutschen Techno. Ob "undergroundige" Groove oder "kommerzielle" Raveline - mehr als ein Jahrzehnt lang war der "Babba" der Liebling der Jahrespolls. Dann, im Dezember, kam der erste Schlag aus Richtung Raveline: Jungspund Felix Kröcher verdrängte den Altmeister - auch dank massiver Promo auf Sunshine Live - vom Thron. Ein manipuliertes Ergebnis, nicht wirklich ernst zu nehmen, dachten damals die meisten. Bis die Groove ihren Jahrespoll veröffentlichte, wo Ricardo Villalobos dasselbe gelungen war. Und das war nun bemerkenswert, war doch Villalobos lange so etwas wie ein Ziehsohn und musikalisch dem, was der Cocoon-Chef in den letzten Jahren so ablieferte, relativ ähnlich.

Hat's Väth verlernt? Wenn man am Samstag im Kesselhaus war, mag man das glauben. Nach wieder einmal tollem Auftakt von René Vaitl gabs ab 0.30 Uhr zwei Stunden lang monotone "Hinhaltemusik" (so sehr treffend ein Kommentar im Worldleague-Gästebuch), gelegentlich unterbrochen von dem einen oder anderen Hit von der mit der Party eigentlich beworbenen "Eighth Season"-Compilation. Danach wurde der Sound etwas treibender, ohne aber jemals eine klare Linie zu finden: Langsamer Spannungsaufbau über zwei Tracks, dann wieder Klicker-Minimalismus der allerschlimmsten Sorte. Feiern mit angezogener Handbremse, ausgerechnet vom Mister "Gute Laune, Alder".

Um fünf dann ein letzter Hoffnungsschimmer: Mit einigen trancigen Tracks versucht Väth im E-Werk-ähnlichen Kesselhaus tatsächlich an alte Omen-Zeiten anzuknüpfen, die Stimmung im schon deutlich geleerten Mainfloor ist daraufhin so gut wie nie zuvor an diesem Abend - um dann jäh wieder von Minimalgeklicker gebremst zu werden. Und um Spekulationen vorzubeugen: Ich kann mit Minimal, sofern er spannend und hypnotisch a là Villalobos dargebracht wird, durchaus etwas anfangen. Was der Cocoon-Chef aber darbot, erinnerte mehr an die schlechteren Promoplatten, die in der Labelzentrale in Frankfurt tagtäglich eingehen dürften.



Schade um eine Party, deren Umfeld mal wieder passte und die bei Lichttechnik und Anlage wieder mal eine Schippe draufzulegen wusste. Einziger Kritikpunkt war der phasenweise exorbitante Sauerstoffmangel in der Haupthalle - an der Lüftung sollte nach Möglichkeit noch was gemacht werden, sonst herrschen bei dem im Juni geplanten "Summer of Love" Zustände wie im Regenwald. Väth ist da übrigens nicht dabei. Der kommt erst im Juli wieder. Unter freiem Himmel, zu Greenfields.

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Dienstag, 15. April 2008
M.A.N.D.Y. heißen Girls ausm Osten...


... oder Produzentenduos, die für "Death Metal / Heilen und Easy Listening / Comedy" verantwortlich sind (so die MySpace-Seite). Eine etwas eigenwillige Beschreibung, wo se doch einfach nur lustig anzuhörenden, geradlinigen Elektrohouse mit dem gewissen Etwas auf dem schwer angesagten Label Get Physical releasen.

Dieses Etwas sorgt dann dafür, dass man viel zu viel Alkohol trinkt, viel zu vielen hübschen Mädels hinterher sieht und irgendwann um acht Uhr morgens bei Musikende realisiert, dass man ja irgendwie immer noch im Club ist. Mithin kann die Party trotz so mancher Gedächtnislücke also nicht wirklich schlecht gewesen sein. Und wenn M.A.N.D.Y. jemals planen sollten, aus dem Duo ein Trio zu machen - sie sollten René Vaitl fragen. So hypnotisch, so harmonisch fügten sich die Tracks aneinander, dass manchmal kaum auszumachen war, ob nun René, eine Hälfte des guten Ossi-Girls oder beide zusammen die Regler bedienten.



Bleibt nur noch zu sagen: "So soll es sein, so soll es bleiben, so hab ich es mir gewünscht..."*g*

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Montag, 7. April 2008
Oldschool, Baby!


Es gibt Gelegenheiten, die kommen so schnell nicht wieder. Dreieinhalb Jahre war Carl Cox nicht mehr in München gewesen - und nun also ausgerechnet am für Großveranstaltungen schwierigen Freitag direkt vor der Time Warp in Mannheim. Einerseits ein genialer Coup des Veranstalterduos Tom & René aka Worldleague, andererseits nicht ohne ein gewisses Restrisiko.

Und es ist dann doch schön zu sehen, wenn Mut belohnt wird: Zwar strömten die Massen nicht ganz so zahlreich in das Kesselhaus wie im Dezember zu Sven Väth, setzten für den Freitag aber denn doch ein deutliches Ausrufezeichen, das man am Worldleague-Headquarter am Maximiliansplatz sicher gerne zur Kenntnis nahm. Möglich ist das, weil Worldleague einfach grundsolide Qualität bietet und sich dazu noch ständig verbessert: Noch mehr Licht und Visuals; eine speziell im Vorraum noch klarere, druckvollere Anlage, die sich trotzdem soweit im Hintergrund hält, dass eine angenehme Unterhaltung jederzeit möglich bleibt und last but not least die an einer Bar angebotenen leckeren Sandwiches (ja, ich krieg immer Hunger beim Feiern ;-)) waren diesmal die kleinen, aber feinen Verbesserungen, die die lange Anfahrt aus der Innenstadt jedesmal wieder vergessen machen.



Technisch und logistisch war also alles angerichtet für ein Fest, musikalisch übernahm das der ungemein vielseitige René Vaitl mit minimalen bis housigen, bisweilen leicht angetrancten Weisen. Und dann, gegen 1.30 Uhr, war es endlich soweit: Der in Fachkreisen gern liebevoll "der Dicke" genannte Engländer übernahm die Decks, zog zunächst das Tempo deutlich an - um dann doch deutliche Reminiszenzen an seine überaus erfolgreiche Mix-CD "F.A.C.T." aus dem Jahr 1995 anzubringen (seinerzeit die erste Mix-CD eines DJ's überhaupt). Energetisch, treibend, wunderbar war es - und vor allem gegenüber den letzten Auftritten in der Badeanstalt (2004) und im legendären Heizkraftwerk (2002) deutlich weniger schweißtreibend. Unser kleines, nicht unbedingt übermäßig technoaffines Grüppchen hat sich jedenfalls mit einem Lächeln auf den Lippen vortrefflich amüsiert.

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Samstag, 22. März 2008
Eine kleine Landpartie.


Wenn jemand erst einmal in München wohnt, tendiert er schnell dazu, die bayerische Landeshauptstadt als Nabel der bayerischen Welt zu begreifen - und es macht sich etwas breit, das im Rest des Freistaats als Münchener Arroganz berühmt-berüchtigt ist. Von ungefähr kommt sie freilich nicht: München ist gemessen an der Einwohnerzahl schließlich mehr als doppelt so groß wie Nürnberg und fast fünfmal so groß wie Augsburg - Sachen wie Ingolstadt kommen irgendwo unter "ferner liefen".

Und doch kam dem geneigten Landeshauptstädter über das Freshmag zu Ohren, dass in ebendiesem Ingolstadt nicht nur gute Autos produziert werden, sondern sich das Suxul sogar in unmittelbarer kirchlicher Nachbarschaft standhaft kulturell behauptet. Und nicht nur das: Im Ohrakel direkt am Hauptbahnhof findet neben allerlei bunt gemischtem Anderem schon seit Jahren auch der eine oder andere elektronische Event statt. Freitag vor einer Woche nun sollte es anlässlich eines lange überfälligen Antrittsbesuchs in der neuen Ingolstädter Bude eines guten Freundes der Maki-Club sein. Und was soll man sagen: Tolle Atmo in einem alten Gewölbekeller, unglaublich zivile Preise (5 Euro Eintritt, Gin Tonic 4,70 Euro), hübsche Mädchen, feierfreudige DJ's und ebensolches Publikum.

Starke Argumente also für eine gelegentliche Landpartie mit dem Bayernticket. Erst recht, wenn man sich das heutige, wahrhaft großartige Ingolstädter Lineup ansieht: Galuzzi im Ohrakel, Noze in Suxul, Leeroy Thornhill im Maki. Gegen derartige Hochkaräter muss das zehnmal größere München erstmal anstinken - was ihm heute mit I-F in der Sonne und Jay Haze in der Regi mehr schlecht als recht gelingt.

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Donnerstag, 14. Februar 2008
Raving Shoes...


... haben schon Scooter musikalisch etwas arg dreist von Marc Cohn geklaut. Ich tendiere aber mittlerweile dazu, an die Existenz solcher Schuhe zu glauben. Grund: Ich besitze selber ein paar ultrabequemer Nubuk-Leder-Schuhe von Rieker, die mehr Festivitäten ausgehalten haben als bisher jeder andere Schuh. Von vorne sehen sie ja noch recht annehmbar aus...



... das ändert sich aber in der Hinteransicht, wo drei Sonne-Mond-Sterne-Festivals schon mehr als deutliche Spuren in Form von Löchern hinterlassen haben. Dennoch: Für einen zünftigen Clubabend ohne Überschwemmungs-, aber mit akuter Glasscherbengefahr gibt's auch heute noch nix besseres als dieses Paar, das von vorne im Schummerlicht der Clubs betrachtet bisher noch jeden Türsteher überzeugt hat.

Pflegeleicht sind sie mittlerweile auch noch geworden: Nach dem nächtlichen Rumstrawanzen einfach wieder bei 40 Grad in die Waschmaschine und sie sehen aus wie auf den Bildern ;-)

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Montag, 11. Februar 2008
Sabato sera alla discoteca (I).


Während in Münchener Szenekreisen durchaus erbittert darüber gestritten wird, ob nun das Harry Klein oder die Rote Sonne oder etwa beide die legitimen Ultraschall-Nachfolger sind, so lässt sich wenigstens feststellen, wer bei der Nachfolge des grünen Raums (der Chillout-Raum des Ultraschall II bzw. freitägliche Veranstaltungsraum des Flokati) mehr als nur gute Karten hätte: Die Erste Liga. Einen noch grasgrüneren Club - was durchaus einen interessanten Gegenaspekt zum allgemein vorherrschenden Rot darstellt - wird man so schnell nicht finden.

Und das ist ja nicht der einzige Hingucker, gibt es da doch auch noch die Disco-Schachbrett-Tanzfläche, die jedem Madonna- oder Kylie-Video zur Ehre gereichen würde. Sodann dürfte auch klar sein, welcher Münchener Tradition sich die Liga (neben des exzessiven Alkoholkonsums) verpflichtet fühlt: Der Zeit der Endsiebziger, als Giorgio Moroder hier der Welt zeigte, wie sich ordentlicher Disco-Sound anzuhören hat.

Dementsprechend fühlen sich auch die Gommas hier richtig wohl, deren weitreichende Labelkontakte dafür sorgen, dass fast jede Woche eine Größe aus deren Soundspektrum in dem doch recht überschaubaren Club aufschlägt. Am Samstag nun also Tim Sweeney von den göttlichen DFA aus New York, die gern mal alles mögliche Mash-Uppen und schönen Discopunk kredenzen - in etwa so wie Hot Chip, die für Nordamerika auch bei ihrem Label unter Vertrag stehen. Sweeney allein ist nicht so krawallig, sondern fährt zunächst ruhigen, waschechten Disco auf, der im Laufe des Abends langsam fordernder und knalliger wird. Den Rest habe ich ja hier schon festgestellt und brauche ihn daher nicht nochmal zu wiederholen... ;-)

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Samstag, 9. Februar 2008
Rave-Heroen (un)reloaded.


Underworld zählen zusammen mit The Prodigy und den Chemical Brothers sicherlich zu den englischen Rave-Bands der Neunziger - was nicht zuletzt an "Born Slippy" liegt, jenem für "Trainspotting" verwursteten Technotrack, der mich anlässlich eines Schüleraustauschs in einer italienischen Großraumdisco 1996 erstmals von der Power eines puren, monotonen Beats überzeugte, der durch eine entsprechend leistungsfähige Anlage geschickt wird. So gesehen, können Karl Hyde und Rick Smith durchaus zusammen mit den oben genannten Bands für sich reklamieren, mich erst so richtig auf die elektronische Schiene gesetzt zu haben.

Blöd ist nur, dass sie mittlerweile das Rocken verlernt haben. Das mag zwar nicht ganz so schlimm sein wie der Fall The Prodigy, die auf den letzten Konzerten demonstrierten, stramm in den Neunzigern sitzen geblieben zu sein - und erst gar kein neues Material darbrachten. Recht viel besser ist es aber auch nicht, wenn mehr als die Hälfte eines Zwei-Stunden-Konzertes am letzten Samstag in der Münchener Tonhalle in der ehemaligen Pfanni-Knödelfabrik an elegische Soundlandschaften verschwendet wird, die andere (z.B. Moby) ohnehin viel besser drauf haben. Und so kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass jenseits der natürlich auch rausgeballerten großen Hits ("Born Slippy" (als einzige Zugabe), "Cowgirl" und "Moaner") bei Underworld etwas die Substanz fehlt. 29 vertane Euro, die sie von mir sicher nicht nochmal sehen werden - im Gegensatz zu den Chemical Brothers, die den Draht zur Clubmusik des 21. Jahrhunderts noch nicht verloren haben. Und deswegen auch im Zenith spielen dürfen.

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