Blog der ravenden Gesellschaft
Rave-Heroen (un)reloaded.


Underworld zählen zusammen mit The Prodigy und den Chemical Brothers sicherlich zu den englischen Rave-Bands der Neunziger - was nicht zuletzt an "Born Slippy" liegt, jenem für "Trainspotting" verwursteten Technotrack, der mich anlässlich eines Schüleraustauschs in einer italienischen Großraumdisco 1996 erstmals von der Power eines puren, monotonen Beats überzeugte, der durch eine entsprechend leistungsfähige Anlage geschickt wird. So gesehen, können Karl Hyde und Rick Smith durchaus zusammen mit den oben genannten Bands für sich reklamieren, mich erst so richtig auf die elektronische Schiene gesetzt zu haben.

Blöd ist nur, dass sie mittlerweile das Rocken verlernt haben. Das mag zwar nicht ganz so schlimm sein wie der Fall The Prodigy, die auf den letzten Konzerten demonstrierten, stramm in den Neunzigern sitzen geblieben zu sein - und erst gar kein neues Material darbrachten. Recht viel besser ist es aber auch nicht, wenn mehr als die Hälfte eines Zwei-Stunden-Konzertes am letzten Samstag in der Münchener Tonhalle in der ehemaligen Pfanni-Knödelfabrik an elegische Soundlandschaften verschwendet wird, die andere (z.B. Moby) ohnehin viel besser drauf haben. Und so kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass jenseits der natürlich auch rausgeballerten großen Hits ("Born Slippy" (als einzige Zugabe), "Cowgirl" und "Moaner") bei Underworld etwas die Substanz fehlt. 29 vertane Euro, die sie von mir sicher nicht nochmal sehen werden - im Gegensatz zu den Chemical Brothers, die den Draht zur Clubmusik des 21. Jahrhunderts noch nicht verloren haben. Und deswegen auch im Zenith spielen dürfen.

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