Blog der ravenden Gesellschaft
Montag, 31. Dezember 2007
Alles wird gut oder besser.


Das Jahr ist so gut wie zu Ende - und damit isses auch Zeit, Tom & René von Worldleague zu rehabilitieren, die ich hier zugebenermaßen schon ein wenig arg hart rangenommen habe (in einer Feuerwehranfahrtszone kann man nun mal keinen Chillout einrichten, und in Bau befindliche Toiletten lassen sich halt nun mal nicht benutzen). Zur zweiten Chance bei Paul van Dyk war ich verhindert, muss aber nach allgemeiner Meinung einen sowohl musikalisch als auch organisatorisch herausragenden Abend verpasst haben. Also waren mal wieder aller guten Dinge drei und der nach Äonen vom Thron gestürzte Großmeister aller Klassen Sven Väth zu Gast.



Und, was soll man groß sagen: Es war ein würdiges Gastspiel, weil die Kinderkrankheiten vom ersten Mal vergessen und zugleich die großartige Halle des Kesselhauses besser in Szene gesetzt worden war. Mittels Absperrgittern kanalisierte Ströme sorgten für wesentlich mehr Übersicht an der Garderobe, auf den Getränkekarten wurde das Pfandsystem inklusive Beschwerdemöglichkeiten en detail erklärt, die an Halloween noch in Bau befindlichen Toiletten waren eröffnet und ausgeschildert und noch an so manche Kleinigkeit mehr gedacht worden. Wie daran, den kleinen, mit prächtig in Szene gesetzten Altinstallationen versehenen Floor einfach zum Chillout zu erklären und die ganze Atmosphäre damit doch wesentlich zu entspannen. Auf dem Mainfloor überzeugte eine satte, klare Anlage und superbe Lichttechnik im Zusammenspiel mit der hohen, mit Recht Assoziationen an kw und E-Werk hervorrufenden Halle.



Fast überflüssig zu erwähnen, dass derartiges natürlich auch dem mittlerweile auch schon etwas älterem Herrn DJ gefiel, der ein grundsolides, wenn auch nicht überragendes Set ablieferte und um kurz nach fünf Uhr etwas überraschend früh wieder seine Koffer packte (normalerweise spielt Väth speziell bei den Jahresend-Gastspielen in München bis halb sieben oder noch länger).

Kurz und ohne wenn und aber: Es hat mächtig Spaß und Lust auf weitere Events im Kesselhaus gemacht.

Rutscht alle gut rüber!

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Montag, 5. November 2007
Der gute JAMES war wieder da.


Und wie das so war, wussten die Nachtagenten dank gleichermaßem fleißigem wie begabtem Registratur-Texter schon vorher:

"Das ist so wie zweieinhalb Stunden mit feinstem Krautrock im Ohr kurz vorm Orgasmus zu stehen, ohne am Ende eine Sauerei mit der 4/4 Keule zu veranstalten. Selbstdisziplin, liebe Raver, ist eine Tugend."

Musikalisch ist damit schon fast alles gesagt: James Holden ist einer der letzten echten Geschichtenerzähler unter den DJs, jenseits aller Moden einen alles einsaugenden Klangteppich webend, dessen einzelne Fasern allenfalls noch sehr erfahrenen Clubbern irgendwie bekannt vorkommen - aber genausogut auch obskure Krautrock-Geschichten aus den 70ern sein könnten.

Dabei ist er eigentlich nur als "Support" für den Live-Act Fairmont aka Jake Fairley gebucht, dessen Album "Coloured in Memory" demnächst auf Holdens Label Border Community erscheinen und mit dieser Tour natürlich beworben werden soll. Und wenn Support, dann richtig: Tatsächlich steht Holden ab Toröffnung um viertel nach zwölf an den Turntables, macht um kurz nach zwei Platz für Fairley - der sich musikalisch nicht wesentlich von ihm unterscheidet und daher in der Grenzkommune (eine weitere geistreich-geniale Wortschöpfung der Registratur) sicher bestens aufgehoben ist - und bestreitet anschließend ab kurz vor vier das Restprogramm bis weit nach sechs.

So einfach, so gut. Auch dank einer Organisation, die nichts zu wünschen übrig lässt: Fette Anlage, tolle Visuals, aber auch und gerade nicht übermäßige Füllung (Gerüchten zufolge wurden nachts um zwei noch hunderte Leute an der Tür abgewiesen) und demzufolge nur moderate Schlangen an Bars, Garderobe und Toiletten. Das Ganze bei fairen 15 Euro Eintritt. Vielleicht mag sich ja der eine oder andere etwas davon abschauen.

"Die Sauerei am Ende mit der 4/4-Keule" gibt's dann aber doch noch: Nämlich von Dario Zenker, dem einzig die Garderobenmädels nach zehnstündiger Schicht (nach einem vorherigen Konzert, das auch Grund für die Einlassverzögerung bis nach Mitternacht war) hierfür dankbar waren.

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Freitag, 2. November 2007
Déjà-vu mit Worldleague (Update 09.11.).
Gerne hätte ich an dieser Stelle etwas in der Art von "Was lange währt, wird endlich gut" geschrieben. Denn fast sah es ja so aus, als fänden die Münchener Veranstalter von World League und die vom Ex-Kunstpark-Chef Wolfgang Nöth betriebene Eventlocation Kesselhaus nicht mehr wirklich zueinander. Die ursprünglich für den Mai vorgesehene Eröffnung wurde aufgrund von Brandschutzauflagen der Lokalbaukommission zweimal kurzfristig abgesagt und schließlich auf den Oktober verschoben, nachdem zwischendurch auch noch die MVG den U-Bahnhof Freimann wegen der Sanierung der A9-Autobahnbrücke gesperrt hatte.

Wie gesagt, es hätte alles gut werden können zum elfjährigen Jubiläum der Veranstaltungsreihe, das Lineup ward angerichtet und die Vorbereitungszeit mehr als reichlich. Doch es kam, wie es scheinbar kommen muss, wenn World League eine neue Location das erste Mal bespielt: Totales Organisationschaos. Das äußert sich dann in tumultartigen Zuständen an der Garderobe, geht über im schmalen Durchgang zwischen Floor 1 und 2 denkbar schlecht plazierten Toiletten und hört beim überforderten Barpersonal und den fehlenden Sitzgelegenheiten noch lange nicht auf.

Vollends zur Farce wird das Ganze aber, wenn man sich mal den auf der Kesselhaus-Homepage downloadbaren Grundriss genauer zu Gemüte führt. Da sieht der des Kartenlesens mächtige Besucher nämlich mehrerlei:

1. Es hätte noch Toiletten neben dem Hauptfloor gegeben, die aber nirgends ausgeschildert waren.
2. Es hätte sich neben dem Hauptfloor eine große Freifläche aufgetan, die mit Unterstützung von ein paar Heizstrahlern prima als Chillout mit Sitzgelegenheiten geeignet gewesen wäre.
3. Es hätte einen zweiten Eingang zu ebendiesem Hauptfloor gegeben, der eine gigantische Engstelle auf dem ohnehin kleinteilig strukturierten Floor 2 vermieden hätte.

Wenn man den Machern wohl gesonnen ist, so muss man ihnen also zumindest unterstellen, wenig Gefühl für die Bedürfnisse des durchschnittlichen Besuchers aufgebracht zu haben. Angesichts des Déjà-vu-Erlebnisses, das sich hierbei erfahreneren Clubbern im Vergleich zur ersten Worldleague-Party in der Badeanstalt vor etwas mehr als vier Jahren bot, fällt es allerdings zunehmend schwerer, ihnen noch wohl gesonnen zu sein...

Update 09.11.:

Nach einer guten Woche hat sich das "WorldLeagueTeam" auf der Homepage und im hauseigenen Gästebuch erklärt:

Liebe Gäste,

endlich war es soweit, die Einweihung des Kesselhaus und unser 11. Jubiläum liegen hinter uns.
Sicherlich werdet Ihr uns zustimmen, wenn wir sagen, dass das Kesselhaus eine großartige Location ist!
Klar, es gibt noch einiges zu tun ( so sind z. B. weitere Wc´s für Damen und v.a. für Herren z. Z. noch im Bau und auch die Galerie im Eingangsbereich sollte spätestens bei Sven Väth genehmigt sein ), doch im Großen und Ganzen finden wir, dass es für einen Opening Abend sehr gut lief. Sicherlich findet Ihr Euch bei den nächsten Dates auch besser in der Location zurecht, was den Ablauf des Abends immer einfacher gestaltet...

Trotzdem möchten wir kurz zur Pfandproblematik Stellung nehmen: unsere Barkeeper haben ganz klare Anweisung für jede Flasche, jeden Becher und jede Dose Pfand ( 50ct/ Stück ) zu verlangen. Der einzige "pfandfreie" Drink ist der Jägermeister in kleinen Flaschen. Sollten sich aber trotzdem Unregelmäßigkeiten an der Bar ergeben, bitten wir Euch SOFORT nach der Geschäftsleitung zu verlangen! Es ist absolut nicht in unserem Sinne, über das Pfand Geld zu verdienen. Es dient einzig und allein dem besseren Ablauf in der Halle.


Beim nächsten Mal wird also alles besser. Hoffen wir's.

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Dienstag, 30. Oktober 2007
Die Nachtagenten und die Kritik.


Bei den Nachtagenten scheinen derzeit die Nerven bezüglich des Fotografierverbotes in der Roten Sonne (dieser Blog berichtete) blank zu liegen. Anders ist es eigentlich nicht zu erklären, warum Gästebucheinträge mit dem Text

"Hui, Nachtagenten dürfen nicht mehr in der Sonne fotografieren? Find ich gut, endlich mal ungestört feiern, ohne ständig nen Fotografen und sein rumposierendes Volk auf den Füßen stehen zu haben. Auf jeden Fall für mich ein Grund mehr die Sonne jetzt zu bevorzugen. Dankesmail an die Sonnemacher ist raus :)"

gnadenlos zensiert werden (siehe Foto oben und das Zensurfoto).

Da stellt sich die Frage: Web 2.0 ja, aber nur nach unserem Gusto?

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Freitag, 26. Oktober 2007
Es hat sich (vorerst) ausgeknipst.
"Wir dürfen im Moment keine Fotos in der Roten Sonne machen. Du kannst ja gerne eine Mail an die Sonne schicken und uns unterstützen indem du dir das als Gast weiter wünscht."

Solches schreiben die Münchener Nachtagenten in ihren Fotokommentaren. Nicht, dass ich Fotografierverbote in meiner Eigenschaft als nebenberuflicher Pressemensch und im Zeitalter von Drei-Megapixel-Handys mit eingebautem Blitz noch als besonders sinnvoll erachten würde - doch nerven die gefühlten zehntausend Blitzer, die ohne jegliches Gefühl für die Stimmung einer Party auf Teufel komm raus die Leute im dichtesten Gedränge vor die Kamera zerren, zum Teil schon gewaltig. Insofern kommt so ein Schuss vor den Bug mal gerade recht.

Wer guckt sich die ganzen Bildchen eigentlich an? Ich mache das gelegentlich nach wirklich guten Partys - und um das Publikum in neuen Locations oder fremden Städten vorab abzuchecken. Schlussendlich kann man bei den Nachtagenten auf diese Weise auch erfahren, dass die im vorherigen Beitrag erwähnte Klimaschutz-Party nur eher mäßig besucht gewesen sein muss...

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Mittwoch, 24. Oktober 2007
Clubben für das Klima.
In Zeiten, in denen für Klimaschutz schon Friedensnobelpreise vergeben werden, ist es vielleicht nur konsequent, auch den durchschnittlichen Clubber für das Thema zu sensibilisieren beziehungsweise ihm/ihr zumindest ein gutes Feiergefühl zu geben. Denkt sich jedenfalls die Münchener Initiative Null Grad plus und will selbiges am heutigen, ja eher Clubbing-unüblichen Mittwoch praktizieren. Die komplette Feier in der Registratur soll nämlich durch die Förderung eines Windenergieprojektes in Madagaskar klimaneutral ablaufen. Zudem mutet die angekündigte Möglichkeit, den persönlichen Kohlendioxidausstoß an Rechenstationen zu ermitteln und hinterher wieder abzuradeln interessant an. Die politisch unkorrekte Mucke hierzu kommt neben den wohlbekannten Residents von der Boy Group. Ob da wohl auch Groupies kommen, die ihren Workout heute in den Club verlegen?

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Montag, 22. Oktober 2007
Raven mit Westbam.


Der Pseudonymgeber ist in der Stadt - klar, dass sich die ravende Gesellschaft da nicht lumpen lässt und ihm am Samstag im Garden einen Besuch abstattet. Und auch, wenn es zuletzt so schien, als würde sich Herr Lenz allmählich aufs Altenteil zurückziehen (Beteiligungen an Loveparade und Mayday verkauft, Low Spirit als reine "Altrechteverwaltung", seltenere Gigs), so muss man ihm einerseits zugute halten, ein junges, angenehmes, feierfreudiges Publikum zu ziehen - und andererseits, mit einem unwiderstehlichen Bass und seinen unbestrittenen HipHop-Skills so richtig zu rocken.

Das musikalisch Gebotene selbst ist nicht neu - ein Hybrid aus Electro-Hiphop und Techno, der schon bei den "Electric Kingdom"-Partys bestens funktioniert hat - aber eben funktionaler als das, was den durchschnittlichen Berliner Technoclub gerne so beschallt. Undergroundpuristen werden aufschreien, der Rest feiert eine der besten Partys des Jahres. Insofern hat sich gegenüber den Neunzigern ausnahmsweise mal gar nichts geändert.

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Samstag, 20. Oktober 2007
Streicheln im Harry.


Im Harry Klein geht es ob seiner namensgebenden geringen Größe meistens sehr kuschelig zu. Für alle, die die Vorteile dieser kompakten Gästehaltung bisher nicht richtig zu würdigen wussten, folgt nun auch auf den hauseigenen Streichholzschachteln ein dezenter Hinweis. Schöne Idee, die unsere Erde wieder ein Stückchen besser macht.

Schön auch, wenn die DJ's nicht mehr gar so sehr in der Minimalisierung des Minimalismus ersaufen, sondern sich auch auf die Kraft der kleinen, feinen Melodien besinnen. James Holden hat's mit seiner "Border Community" vorgemacht, Sasse im Harry gestern nach - und auf einmal ist wieder klar, wie fröhlich Gesichter im Club aussehen können.

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Samstag, 20. Oktober 2007
Erstligareife Donnerstagabende.


Donnerstagabends elektronisch ausgehen in München - das ist zu einer schweren Angelegenheit geworden. Zu viele Clubs sind mit gut gemeinten Programmen an diesem Tag schon auf die Schnauze gefallen und haben deswegen lieber gleich zu.

Eine seit Jahren diesem Trend widerstehende Ausnahme sei aber ausdrücklich genannt: Die Erste Liga. Schon in der alten Location in der Hochbrückenstraße - ums Eck vom weltbekannten Hofbräuhaus gelegen - war der Donnerstagabend zu den Sportiv-Nächten der Gommagang der Szene-Treffpunkt schlechthin. In den neuen Räumen in der Thalkirchner Straße hat sich daran - abgesehen von dem jetzt eher clubmäßigen Charakter und der laubfroschgrünen Wandfarbe - nur wenig geändert. Das gilt selbst dann, wenn wie gestern bis halb eins nur ein paar Dutzend Leute dort verweilen. Respekt hierfür - und auch dafür, in Zeiten des Minimal-Imperiums gepflegten Münchner Cosmic-Disco-Sound auch nach 30 Jahren noch zu verteidigen...

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Mittwoch, 17. Oktober 2007
Essentielle Mixe.
Zweiter Blogeintrag, schon geht's um elektronische Musik. So muss das wohl sein ;-).

Wohl denn: Wie allgemein bekannt sein dürfte, ist die bevorzugte Darreichungsform derselben der DJ-Mix, sei es "live" im Club oder auch im Radio. Und man mag es in Bayern kaum glauben, es gibt tatsächliches staatliches Radio, das sich seit Jahren den wichtigsten Facetten elektronischer Musik widmet. Allerdings muss man dafür auf die britischen Inseln blicken, wo das Radio 1 der BBC seit Jahren dieses Kriterium erfüllt (zur Geschichte siehe ausführlich die Wikipedia) und Legenden wie John Peel werkelten.

Legendärste Sendung in elektronischer Hinsicht - da hinsichtlich des DJ-Bookings am internationalsten ausgerichtet - sind sicherlich die Essential Mixes, seit neuestem in der Nacht von Freitag auf Samstag von drei bis fünf Uhr früh ausgestrahlt. Da seit Ihr wahlweise im Bett oder im Club? Na, zum Glück gibt es noch die Möglichkeit, der jeweils frischesten Darbietung auch online zu lauschen - oder auch nette Leute, die das Ganze für Euch aufzeichnen und dann wahlweise beim Blogspot oder als Torrent beim hochgeschätzten Mixingbowl mit Euch teilen.

Im Falle des letzten Mixes von John Digweed (Warehouse Project Show) macht das nach einigen maueren Ausgaben auch mal wieder richtig Spaß...

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