Blog der ravenden Gesellschaft
Samstag, 9. Februar 2008
Rave-Heroen (un)reloaded.


Underworld zählen zusammen mit The Prodigy und den Chemical Brothers sicherlich zu den englischen Rave-Bands der Neunziger - was nicht zuletzt an "Born Slippy" liegt, jenem für "Trainspotting" verwursteten Technotrack, der mich anlässlich eines Schüleraustauschs in einer italienischen Großraumdisco 1996 erstmals von der Power eines puren, monotonen Beats überzeugte, der durch eine entsprechend leistungsfähige Anlage geschickt wird. So gesehen, können Karl Hyde und Rick Smith durchaus zusammen mit den oben genannten Bands für sich reklamieren, mich erst so richtig auf die elektronische Schiene gesetzt zu haben.

Blöd ist nur, dass sie mittlerweile das Rocken verlernt haben. Das mag zwar nicht ganz so schlimm sein wie der Fall The Prodigy, die auf den letzten Konzerten demonstrierten, stramm in den Neunzigern sitzen geblieben zu sein - und erst gar kein neues Material darbrachten. Recht viel besser ist es aber auch nicht, wenn mehr als die Hälfte eines Zwei-Stunden-Konzertes am letzten Samstag in der Münchener Tonhalle in der ehemaligen Pfanni-Knödelfabrik an elegische Soundlandschaften verschwendet wird, die andere (z.B. Moby) ohnehin viel besser drauf haben. Und so kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass jenseits der natürlich auch rausgeballerten großen Hits ("Born Slippy" (als einzige Zugabe), "Cowgirl" und "Moaner") bei Underworld etwas die Substanz fehlt. 29 vertane Euro, die sie von mir sicher nicht nochmal sehen werden - im Gegensatz zu den Chemical Brothers, die den Draht zur Clubmusik des 21. Jahrhunderts noch nicht verloren haben. Und deswegen auch im Zenith spielen dürfen.

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Dienstag, 5. Februar 2008
Die Roten, die Blauen und das Pokalderby.


Es begab sich der historische Moment, dass am Samstagabend in der ARD-Sportschau eine denkwürdige Pokalbegegnung ausgelost worden war: Bayern München gegen 1860 München - seit 42 Jahren hatte es das im Pokal nicht mehr gegeben, die damalige Partie war sogar noch im altehrwürdigen Grünwalder Stadion ausgetragen worden.

Es stellte sich nun die Frage, wie man angesichts der historischen Dimension dieses Derbys den Kartenvorverkaufs handhaben würde. Und es geschah eigentlich Unfassbares: Den Löwen wurde zunächst nur das Pflichtkontingent von 6.991 Karten zugeteilt, dafür der Rest zum guten Teil ab Rosenmontag in den freien Verkauf gegeben - was es sonst eigentlich nur bei Freundschaftsspielen und potenziell schlecht besuchten Heimspielen der Roten unter der Woche gibt. Was dann geschah, war eigentlich weniger unfassbar, als vielmehr aufgrund der großen blauen Fanbasis in der Landeshauptstadt vorhersehbar: Die Löwenanhänger kauften am Montagvormittag mehr oder minder die Vorverkaufsstellen leer. Und als das den Bayern-Verantwortlichen so langsam dräute, war es eigentlich schon zu spät: Bis zum hektischen Stop des Vorverkaufs um halb eins (der manchen VVK-Stellen offenbar auch mehrmals unter Androhung des "Lizenzentzugs" verordnet werden musste) hatten bereits über 8.000 Karten quer durch fast alle Blöcke den Weg in wohl weit überwiegend blaue Hände gefunden.

Der Online-Ticketverkauf war da noch nicht einmal gestartet - was wegen der genauso hektisch verkündeten Erhöhung des Gästekontingentes auf 15.000 Karten dann gleich gänzlich unterblieb. Resultat: Wutschäumende Bayernanhänger, feixende Sechzgerfans und ein glücklicher Blogger, der nach zweistündigem Anstellen in Pasing wider aller Voraussicht tatsächlich vier Derbykarten ergattern konnte...

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Dienstag, 22. Januar 2008
Clubben mit Durchblick.


Seit drei Wochen ist es nun in Kraft, das bayerische "Gesetz zum Schutz der Gesundheit" (GSG [kein Witz!]). Seitdem begehen bayerische Beamte nicht nur eine Ordnungswidrigkeit, wenn sie in ihrer Amtsstube rauchen, sondern "auch ein Dienstvergehen, das disziplinarrechtlich geahndet werden kann", wie sich das Bayerische Landesamt für Steuern unlängst in einer Verfügung beeilte klar zu stellen. Besucher sind dagegen nur höflich auf das neu geltende Recht hinzuweisen (sofern sie wirklich alle mediale Berichterstattung der letzten Monate hierzu ignoriert haben...). Da soll nochmal einer sagen, dass es Beamte immer besser hätten.

Schlechter haben es auf alle Fälle die Gastwirte und Anmachgrobmotoriker, die ob der auch bundesweit Aufsehen erregenden Radikalität der bajuwarischen Gesetzgebung nun notgedrungen kreativ werden müssen. Neben Raucherclub und Raucherpartei gibt es sogar den Münchener "Verein zum Erhalt der bayerischen Wirtshauskultur", der über geschlossene Gesellschaften trickreich das Rauchverbot zu umgehen versucht.

Auffällig an den bundesweiten Nichtraucherschutzgesetzen ist, dass alle ausgerechnet das Rauchen in Discotheken scharf sanktionieren. Zumindest im Prinzip. Während am Donnerstag vor einer Woche nämlich im Harry Klein nie gesehener klarer Durchblick herrschte (die Nebelmaschine war dort schon vor Jahren abgeschafft worden), mehren sich mittlerweile in München die heimlichen Tanzflächenraucher rapide. Von Berlinreisenden ist ähnliches (und noch viel mehr *g*) für die Bundeshauptstadt zu hören. Und während man früher zwecks Brand(loch)schutz wenigstens frühzeitig ausweichen konnte, merkt man heute die Anwesenheit eines Rauchers erst dann, wenn es auf dem Handrücken unangenehm warm zu werden beginnt...

Dabei gibt es zumindest in Bayern ein kleines, feines, bisher total übersehenes Schlupfloch: Wenn das Rauchen "bei künstlerischen Darbietungen [...] als Teil der Darbietung Ausdruck der Kunstfreiheit ist", ist es weiterhin erlaubt. Ich warte seither gebannt auf die ersten DJ's, die das Publikum zum Rauchen auffordern.

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