Blog der ravenden Gesellschaft
"Städtebauliches Sanierungsgebiet" reloaded.
Gut, wenn man Eltern hat, die einen manchmal auf richtig gute Veranstaltungen aufmerksam machen, die ihnen bei der Zeitungslektüre auffallen. Andernfalls wäre mir das wahre filmische Kleinod "Haltestelle Wiener Platz - Beobachtungen auf engem Raum", eine BR-Dokumentation aus dem Jahr 1982 oder 1984 (so genau kann das keiner mehr sagen) mit Sicherheit entgangen.

Wie der Name schon andeutet, fängt der Film das damalige Geschehen zwischen den Marktständen auf dem Wiener Platz ein und zeigt dabei unter anderem die damals halb verfallenen Herbergshäuser an der Kreppe und die inzwischen längst an den Stadtrand gezogene Hofbrauerei. Ganz nebenbei erhält man auch Einblick in das heute zumindest in Haidhausen (so gut wie) verschwundene Münchener Vorstadtmilieu der kleinen Leute und Handwerker.

Es ist kaum zu glauben, dass der Film erst maximal 25 Jahre alt ist - so sehr hat sich das Viertel inzwischen verändert. Auf Neu-Haidhausener wie mich wirkt die Szenerie daher befremdlich, fast verstörend. Kurz darauf entstand unter dem Stichwort "Aufwertung der Innenstadtrandgebiete" durch umfangreiche Sanierungen nämlich so etwas wie das neue Schwabing, wobei hier - im Gegensatz zum Glockenbachviertel - der Sanierungsprozess weitgehend abgeschlossen ist. Genau wie dort hat dieser Prozess den Haidhausern neben herausgeputzten Puppenstubenstraßen allerdings auch eine saftige Erhöhung der Mietpreise beschert...

Der Film ist Teil einer Filmreihe der Münchener Volkshochschule in Zusammenarbeit mit dem Haidhausen-Museum und findet im Kim-Kino im Kulturzentrum Einsteinstraße (Einsteinstraße 42) statt - dem einen oder anderen vielleicht durch den Jazzclub Unterfahrt oder die t-u-b-e bekannt. Die weiteren Termine gibt's auf dieser Website; Voranmeldung wird aufgrund der begrenzten Kapazität von nur 50 Personen dringend empfohlen.

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