Blog der ravenden Gesellschaft
Mittwoch, 14. November 2007
Positive gentrification.


Gentrifizierung, so lehrt uns die Wikipedia, "ist ein in der Stadtgeographie angewandter Begriff, der einen sozialen Umstrukturierungsprozess eines Stadtteiles beschreibt". Also das, was in München momentan verstärkt im Glockenbachviertel abläuft.

Man glaubt es nämlich kaum, aber der oben abgebildete klassische "Bombentreffer" stammt aus der Westenriederstraße und ist kaum 200 Meter vom Viktualienmarkt entfernt. Im Glockenbach gibt es speziell in der Müllerstraße noch so einige Welt- und Nachkriegsrelikte (beispielsweise den mit zahlreichen Garagen und einstöckigen Häusern bebauten Hinterhofkomplex zwischen Theklastraße und Einlaß), die angesichts der enorm gestiegenen Mieten verstärkt in den Focus der Wohnungsbauunternehmen geraten.

Vor der Bebauung steht aber erstmal der Leerstand - und so kommt es, dass man schon lange nicht mehr während einer einzigen Trambahnfahrt so viele Offlocations erspähen konnte: Das ehemalige Domizil von Schaumstoff Fischer in der Müllerstraße 22 etwa, das seit letzter Woche sowohl eine Videoinstallation als auch Technics beherbergt, oder ganz aktuell den schon seit längerer Zeit leer stehenden Rattanmöbelladen an der Ecke Pestalozzi-/Müllerstraße, den mal wieder die Gommajungs mit kräftiger Bar-Unterstützung des Nage und Sauge als Wiederauferstehung der legendären Rubybar für sich entdeckt haben.

Lang geben wird's die Locations keinesfalls - im Falle der gemeinhin schlicht "Schaumstoff" genannten Lokalität mit der Hausnummer 22 hat die Südhausbau so Großes vor, dass sie gleich auf der Startseite mit dem Projekt wirbt. Und auch auf unserem Rattanmöbelladen prangen schon seit längerem von Abriss kündende Plakate für die junge, szenige, zahlungskräftige Kundschaft. "Positive gentrification" ist dann wohl doch zu temporär, um wahr zu sein...

Permalink (0 Kommentare)   Kommentieren