Blog der ravenden Gesellschaft
Raus aus der Arena?


Zugegeben, optisch macht sie von außen ja schon was her, die Arena draußen in Fröttmaning. Ansonsten haben viele Löwenfans wenig respektvolle Bezeichnungen für die im Inneren doch sehr graue Fußballschüssel gefunden: Vom "Schlauchboot" und "Müllbergarena" ist da die Rede, für ganz hartgesottene Fans des Grünwalder Stadions ist sie sogar schlicht das "Kaiserklo".

Ein teurer Abort: 5,5 Millionen überweist der TSV 1860 jedes Jahr für den Spielbetrieb, seitdem er im Jahr 2006 zur Insolvenzvermeidung seine Anteile an den roten Lokalrivalen verkaufen musste und diese Saison die Mietermäßigung in Kraft trat (zuvor wechselten sogar 7,5 Millionen pro Saison den Besitzer). Viel Geld für einen Zweitligaverein, sehr viel Geld sogar: Gut die Hälfte des Sechzger-Etats geht dafür drauf, ein strukturelles Defizit von drei Millionen Euro jährlich läuft dadurch auf. Betriebswirtschaftlich sinnvoll ist das auch nicht, da Sechzig trotz manches Topspiels und einiger Freikartenaktionen gerade mal eine 50%ige Auslastung hinkriegt.

Kein Wunder, dass so mancher im Umfeld hellhörig wurde, als Uli Hoeneß bei der Weihnachtsfeier eines Bayern-Fanclubs folgendes verlauten ließ:

"Wenn die Löwen das Gefühl haben, dass das ein Grab für 1860 ist, dann hätte ich kein Problem damit, sie rauszulassen. (...) Wir würden alle Tore öffnen, damit sie möglichst schnell aus der Arena verschwinden können! Dann gehört das Stadion alleine unseren Fans."

Seitdem ist, gelinde gesagt, die Hölle los. Oder bei 1860 Normalität eingekehrt, wenn man so will, denn die Ruhe der letzten Monate war ja eigentlich auch eher unüblich. Die Stadiongegner im Vereinsumfeld wittern Morgenluft. Die Freunde des Sechzger-Stadions, klar, Pro 1860, auch klar, aber eben auch eine Menge ohne klar manifestierte Abneigung gegen die Arena.

Euer ravender Blogger ist schon ein wenig verwundert, wie zwei Sätze des Managers des Lokalrivalen die Phantasie der Löwenfans beflügeln. Da wird munter fingiert, dass die Bayern den in der Arena ohnehin nur geduldaten Lokalrivalen sicher ohne Vertragsstrafe ziehen ließen, man "nur" 15 Millionen bräuchte, um das geliebte Grünwalder zweitligatauglich herzurichten und dergleichen mehr. Euer Blogger hält das für ziemlichen Unsinn, will als alter Finanzer erstmal Zahlen sehen und freut sich, dass am Ende wohl zumindest geringere Mietnebenkosten für die Allianz-Arena stehen werden...

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kaffchris, Freitag, 5. Dezember 2008, 21:24
zefix, da kam mir wer zuvor. ^^ Recht gut geschrieben, aber noch ein paar Anmerkungen:
Zum einen haben auch die Löwenfans gegen Rechts eine Pressemitteilung herausgegeben. Zum anderen wird nun in allen möglichen Foren (Löwenforum, Foros,.....) munter drauflos schwadroniert. Nur, ein Ergebnis wird diese ganze Phantasiererei nicht haben. Warum? Tja, Worte und Phantsiegebilde helfen eher wenig in der momentanen Situation. Vielmehr muss die Aufklärung über das wahre Ausmaß der Belastung durch die Arähna JEDEM Fan schön langsam klar werden. Es gibt einfach noch viel zu viele welche dem Traum eines Aufstiegs nachhängen. Aufstieg? Mit Spielern wie di Salvo und Berhalter? Ick lach mir tot. Eher wird der Gebhart von Hopp gekauft

Zum anderen muss sich doch irgendwo unter den Fans wer finden lassen der ein tragfähiges Konzept erstellen kann. Luftschlösser bauen und Vorschläge zerreißen - wobei viele insbesondere im Löwenforum eine wahre Perfektion erreicht haben - schön und gut, aber ohne Konzept läuft da gar nix. Das dieses Konzept mit Sicherheit nicht von einem der unfähigsten Manager im Profifußball kommen wird, ist klar.

Zu den geringeren Kosten...angeblich wird am Catering nachverhandelt da der TSV die selben Kosten stemmt wie der Vermieter mit ungleich höherem Anteil vermieteter Bisinäss-Siehts ;) Auf die Idee kommt man aber früh.....

theravingsociety, Samstag, 6. Dezember 2008, 01:32
Nun ja, die "Löwenfans gegen Rechts" hätte ich persönlich jetzt auch eher in der Traditionalisten-Ecke verortet, und zehn Pressemitteilungen kann - und will ich auch - nicht verlinken. ;-)

Dass es der Mannschaft in entscheidenden Momenten schlicht an Abgebrühtheit und spielerischer Klasse fehlt, durfte man die letzten Wochen zur Genüge - zuletzt heute in Aachen - bewundern. Wobei sie heute ja nicht mal schlecht gespielt haben, Aachen aber schlicht besser war. Blöderweise wird aber allein ein Aufstieg - in Kombination mit dem Nachverhandlungsgeschick bei den "Mietnebenkosten" - möglicherweise irgendwas nachhaltig an der vertrackten Situation ändern.

Vernünftige Konzepte kann man ohnehin nicht aufstellen, solange die Zahlen (speziell die Höhe der mit Sicherheit fälligen Abstandszahlung) nicht auf dem Tisch liegen. Es stimmt schon, mit was eigenem kann man besser punkten. Andererseits ist Eigentum im Vergleich zu günstiger Miete auch nicht immer besser. Frag mal manchen Hauseigentümer, wie ihm die Kosten davonlaufen und was er besonders in weniger nachgefragten Lagen alles nicht umlegen kann. Oder auch die Bayern, wie viel die jedes Jahr für die Arena zahlen...

Möglicherweise fährt man mit nem vernünftig nachverhandelten Mietvertrag, der den Löwen Luft zum Atmen lässt, momentan doch am besten. Falls dann doch noch der große Investor für die Löwenarena auftaucht, muss man jedenfalls weniger Abstandszahlung berappen...

kaffchris, Samstag, 6. Dezember 2008, 11:23
Problem ist das bei einem Aufstieg wieder die vollen Kosten fällig sind, über die sogar aus den oberen Etagen des Vermieters ein deutlich wahrnehmbares Murren zu hören ist. Schaut also ganz danach aus als hätte sich mit der Arena auf dem Müllberg zu Fröttmaningen nicht nur einer verhoben. Bei Nachverhandlungen bleibt natürlich die Frage was mit den Kosten passiert für die der TSV nicht mehr aufkommen kann/soll. Gesetzt die Verhandlungen wären erfolgreich bedeutet dies im grunde entweder das der Vermieter die Kosten trägt, was dem Würschtluli bestimmt sehr viel Spaß bereiten wird, oder aber die Kosten einfach gestundet werden und zu einem späteren Zeitpunkt fällig werden. Punkt zwei hat den Nachteil das die Belastungen natürlich zu einem späteren Zeitpunkt, also nach einem Aufstieg, fällig werden würden. Zu einem Zeitpunkt also wenn die Kosten eh schon wieder auf die ca. 7,5 Mio steigen und es heißt sich erstligatauglich zu verstärken.

Punkt eins wiederum bedeutet das der Vermieter weitere Kosten schultern muss, nachdem der Vertragspartner bereits seit einiger Zeit sowieso nicht mehr die vollen Kosten zahlen kann. Natürlich führt dies auf lange Sicht zu einer deutlichen Mißstimmung bei den Oberen aus der Seitenstraße. Wenn ein Mieter auf längere Sicht seinen Kosten nur unzureichend nachkommt verliert man als Vermieter natürlich schnell die Lust und Geduld. Eventuell wollte die Rotlichtlampe dies ja zum Ausdruck bringen. Eine Sicht die also durchaus verständlich ist. Zusätzlich bleibt die Frage was denn nach Mietende 2025 passiert. Das Murren der Fanbasis der Roten ist ebenfalls deutlich zu vernehmen das man den Lokalrivalen als Mieter dulden muss, was übrigens im Profifußball wirklich einmalig ist, selbst europaweit. Sollte der TSV dann noch im Profifußball vertreten sein, was äußerst unwahrscheinlich ist, und der Mietvertrag nicht verlängert werden fehlt die Alternative

Zum Thema Aufstieg. Mit gerade mal sechs oder sieben zweitligatauglichen Spielern, und mögen diese noch so talentiert sein, wird dies natürlich schwierig. Letzte Saison bestritt der TSV mit mWn dem drittniedrigsten Lizenzspieleretat. Das strukturelle Minus führte in den letzten Jahren fortlaufend dazu das talentierte/ambitionierte Spieler gehen mussten und teilweise, als Treppenwitz der Geschichte, genau gegen den TSV ihre Tore erzielen. Der gestrige Tag war ein weiteres schönes Beispiel in dieser Episode. Das die jetzigen Spieler mit Talent, als Beispiele seien nur die Benders und Gebhart genannt, behalten werden können ist mehr als fraglich. Zum einen sei da die unfähige Vereinsführung genannt welche nun erst durch extremen Druck erkennt wo das Einsparpotenzial wirklich steckt (Verwaltung und Mietkosten). Zum anderen das schon benannte strukturelle Minus welches dafür sorgt das mindestens einer der oben genannten Spieler den Verein zum Saisonende verlässt. Und so geht das Ausbluten weiter welches sich durch den ganzen Verein zieht. An den Amas wird Raubbau betrieben zugunsten der Profimannschaft, an der A-Jugend zugunsten der Amas, und so weiter und so fort. Alles unter dem Diktat des Sparzwanges.

Desweiteren wird immer davon gefaselt das die Spieler sich erst entwickeln müssen. Yap, die Spieler entwickeln sich, nur bei einem anderen Verein an den sie in einer Hauruckaktion verscherbelt werden müssen. Die Altersstruktur in der Mannschaft spricht übrigens ebenfalls Bände. Man hat viele sehr junge Spieler der Altersklasse 18 bis 22, einige mehr als gestandene Profis jenseits der 30, und dazwischen.......fast nichts. Hätte man Anfang der Saison nicht Beda und Lauth geholt, wäre dazwischen wirklich gar nichts. Eine gesunde Altersstruktur sieht anders aus. Mit einem solchen Kader den Aufstieg schaffen? Mehr als illusorisch. Da müssten mindestens drei bis vier echte Kracher her, und dafür fehlt das Geld.Geld und Konzept fehlen also für eine Zukunft. Und so bleibt als altes Motto bestehen, egal für welche Lebenslage, ein freudiges "Es gähd hoid net"....