Blog der ravenden Gesellschaft
Freitag, 6. März 2009
Ein Verein, der hat es gar nicht leicht...


... kündet die Vereinshymne - und wer ernsthaft noch nicht wusste, was diese merkwürdige Textzeile denn soll, musste nur einmal die Berichte der letzten Wochen über den TSV München von 1860 verfolgen. (Man kann der Story ersten Teil aber auch kurz zusammengefasst beim Kollegen Kaffchris lesen). Gestern nun der finale Höhepunkt, das große "Verzeih mir" inklusive Gemeinplatzreigen deluxe, das allmählich sogar den betont sachlich-nüchternen Reportern des kicker deutlich die Zornesadern beben lässt - obwohl das auch noch besser geht.

Eigentlich wollte ich schon nach der Bekanntgabe des Investor-Einstiegs mal wieder bloggen. Sowas in der Art: Ja, sie haben's endlich kapiert, entweder geht der Verein mittelfristig drauf oder sucht mittelfristig den Aufstieg, den Erfolg, um damit die Arena auszulasten, die unendliche Stadiondiskussion zu beruhigen und nicht zuletzt auch das ewig erwartungsvolle Vereinsumfeld zu befrieden. Nun, es ist für diesen Verein echt eine herausragende Leistung, monatelang Geheimverhandlungen zu führen und erst an die Öffentlichkeit zu treten, wenn alles perfekt ist. Stutzig machte mich nur damals schon das sich schließende Transferfenster - die werden doch nicht deswegen...?

Nun, schön ist ja, das das Chaos bei diesem Verein so vorhersagbar ist. Und es verhindert, dass berechtigte Fragen gestellt werden: Warum darf der rote Lokalrivale 10% seiner Anteile an adidas verscherbeln, aber bei 1860 kein Investor per nachrangigem Darlehen einsteigen - da er ja Einfluss nehmen könnte? Fragen über Fragen. Auch die, ob man den Deal zum Schluss wirklich im Hauruck-Verfahren durchziehen musste - oder ob es nicht gereicht hätte, alles in Ruhe sauber einzufädeln, mit der DFL abzuklären und diese Nicht-Fisch-nicht-Fleisch-Saison ordentlich zu Ende zu spielen.

Zum gefühlten 1860.-ten Mal ist nun alles neu bei Sechzig. Wenigstens schätzt der neue Geschäftsführer Manfred Stoffers den "Chilifußball" und entließ nach der deftigen Auswärtsniederlage in Duisburg den behäbigen Cheftrainer Marco Kurz, dem es nie gelang, das Potential der Mannschaft abzurufen. Dem bisherigen Co-Trainer Uwe Wolf war im Gegenzug gleich der höchste Saisonsieg (gegen St. Pauli) vergönnt, so dass bei halbwegs normalem Verlauf der Restsaison ein Platz im grauen Tabellenniemandsland herausspringen dürfte. Erstaunlicherweise lockte der Verein mit dieser Aussicht tatsächlich einen neuen Hauptsponsor (Bauer) an. Wie attraktiv das Fußball-Investment Sechzig sonst noch ist, entscheidet sich nicht zuletzt über die künftigen DFL-Statuten. Wenn der TSV dann noch im Profibereich existiert. Er hat es ja bekanntlich gar nicht leicht...

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