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Dienstag, 22. April 2008
Meisterabstieg.
am Dienstag, 22. April 2008, 22:16 im Topic 'Elektronische Musik.'
Es gab mal eine lange, lange Zeit, da war Sven Väth der nahezu unangefochtene König des deutschen Techno. Ob "undergroundige" Groove oder "kommerzielle" Raveline - mehr als ein Jahrzehnt lang war der "Babba" der Liebling der Jahrespolls. Dann, im Dezember, kam der erste Schlag aus Richtung Raveline: Jungspund Felix Kröcher verdrängte den Altmeister - auch dank massiver Promo auf Sunshine Live - vom Thron. Ein manipuliertes Ergebnis, nicht wirklich ernst zu nehmen, dachten damals die meisten. Bis die Groove ihren Jahrespoll veröffentlichte, wo Ricardo Villalobos dasselbe gelungen war. Und das war nun bemerkenswert, war doch Villalobos lange so etwas wie ein Ziehsohn und musikalisch dem, was der Cocoon-Chef in den letzten Jahren so ablieferte, relativ ähnlich.
Hat's Väth verlernt? Wenn man am Samstag im Kesselhaus war, mag man das glauben. Nach wieder einmal tollem Auftakt von René Vaitl gabs ab 0.30 Uhr zwei Stunden lang monotone "Hinhaltemusik" (so sehr treffend ein Kommentar im Worldleague-Gästebuch), gelegentlich unterbrochen von dem einen oder anderen Hit von der mit der Party eigentlich beworbenen "Eighth Season"-Compilation. Danach wurde der Sound etwas treibender, ohne aber jemals eine klare Linie zu finden: Langsamer Spannungsaufbau über zwei Tracks, dann wieder Klicker-Minimalismus der allerschlimmsten Sorte. Feiern mit angezogener Handbremse, ausgerechnet vom Mister "Gute Laune, Alder".
Um fünf dann ein letzter Hoffnungsschimmer: Mit einigen trancigen Tracks versucht Väth im E-Werk-ähnlichen Kesselhaus tatsächlich an alte Omen-Zeiten anzuknüpfen, die Stimmung im schon deutlich geleerten Mainfloor ist daraufhin so gut wie nie zuvor an diesem Abend - um dann jäh wieder von Minimalgeklicker gebremst zu werden. Und um Spekulationen vorzubeugen: Ich kann mit Minimal, sofern er spannend und hypnotisch a là Villalobos dargebracht wird, durchaus etwas anfangen. Was der Cocoon-Chef aber darbot, erinnerte mehr an die schlechteren Promoplatten, die in der Labelzentrale in Frankfurt tagtäglich eingehen dürften.
Schade um eine Party, deren Umfeld mal wieder passte und die bei Lichttechnik und Anlage wieder mal eine Schippe draufzulegen wusste. Einziger Kritikpunkt war der phasenweise exorbitante Sauerstoffmangel in der Haupthalle - an der Lüftung sollte nach Möglichkeit noch was gemacht werden, sonst herrschen bei dem im Juni geplanten "Summer of Love" Zustände wie im Regenwald. Väth ist da übrigens nicht dabei. Der kommt erst im Juli wieder. Unter freiem Himmel, zu Greenfields.
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